Fukushima I – Eine Chronologie der Ereignisse

Bedingt durch das starke Erdbeben in Japan und die daraus resultierende Tsunamiwelle kam es im Atomkraftwerk von Fukushima I am Freitag, den 11.3.2011, zu mehreren schwerwiegenden Störfällen. Fukushima I ist eines der älteren japanischen Atomkraftwerke mit insgesamt 6 Siedewasserreaktoren. Fukushima I wird vom ehemals staatlichen Konzern Tepco betrieben und liegt etwa 250 km nördlich von Tokio. In zwölf Kilometern Entfernung befindet sich Fukushima II des gleichen Betreibers mit weiteren vier Reaktoren. Eigentlich war die Stilllegung von Block 1 Anfang 2011 geplant, allerdings verlängerte die Japanische Atomaufsichtsbehörde NISA im Februar 2011 die Laufzeit um zehn Jahre. Nachfolgend die Chronologie der wichtigsten Ereignisse.

Freitag, 11.03.2011

14.46 Uhr (Ortszeit 06.46 Uhr)
Japan wird von bislang schwersten Erdbeben seit Aufzeichnung erschüttert. Seismologen messen ein Seebeben, Epizentrum liegt 130km östlich von Sendai und ca. 400km nordöstlich von Tokio, mit der Stärke von 8,8 auf der nach oben offenen Richterskala, welche später auf 9,0 korrigiert wird. Durch das Erdbeben werden einige Reihe japanischer Kernkraftwerke automatisch heruntergefahren, so auch die Reaktoren 1, 2 und 3 von Fukushima I. Die Reaktoren 4-6 waren zu diesem Zeitpunkt wegen Inspektionen bereits abgeschaltet.

15.26 Uhr (Ortszeit 07.26 Uhr)
Ein durch das Seebeben ausgelöster Tsunami (Flutwelle) trifft mit bis zu 23m hohen Wellen auf die Ostküste Japans und verwüstet ganze Landstriche. Die Tsunamiwelle hat, entgegen dem Erdbeben verheerende Auswirkungen und löscht innerhalb weniger Minuten ganze Städte aus. Die Dieselaggregate, welche nach dem automatischen herunterfahren der Reaktoren 1-3 von Fukushima I die Stromversorgung übernommen hatten, fielen durch die Tsunamiwelle aus. Mobile Notstromaggregate konnten nicht in Betrieb genommen werden, da angeblich passende Kabel gefehlt haben, um sie anzuschließen. Die Konstruktion der Reaktoren erlaubt eine dampfangetriebene Kühlung. Die dafür nötigen Ventile und Pumpen können einige Stunden über Batterien betrieben werden.

09.00 Uhr (Ortszeit 17.00 Uhr)
Naoto Kann, der japanische Ministerpräsident, informiert die Bevölkerung über das Herunterfahren der Atomkraftwerke.

10.30 Uhr (Ortszeit 18.30 Uhr)
Die japanischen Medien melden den Ausfall der Kühlung von Fukushima I.

12.25 Uhr (Ortszeit 20.25 Uhr)
Mit dem Hinweis auf eine reine Vorsichtsmaßnahme ruft die Regierung den atomaren Notfall aus. In der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima I werden ca. 2000 Bewohner evakuiert.

14.00 Uhr (Ortszeit 22.00 Uhr)
Die Evakuierungszone wird von anfangs zwei auf drei Kilometer ausgedehnt.

15.35 Uhr (Ortszeit 23.35 Uhr)
Lt. Experten der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln läuft das Notkühlsystem des AKW Fukushima I im Batteriebetrieb und die Akkus könnten nur noch Energie für wenige Stunden liefern.

22.41 Uhr (Ortszeit 06.41 Uhr)
Da der Druck im Reaktor von Fukushima 1 unaufhörlich ansteigt, wird dieser kontrolliert abgelassen, wodurch sich die Radioaktivität im Bereich des AKW um den Faktor 1000 erhöht. Der Evakuierungsbereich um das Atomkraftwerk wird daraufhin auf 10km ausgedehnt. Betroffen sind davon ca. 45.000 Menschen.

Samstag, 12.03.2011

06.00 Uhr (Ortszeit 14.00 Uhr)
Die Atomsicherheitsbehörde äußert die Vermutung, dass im Reaktor von Fukushima 1 möglicherweise bereits die Kernschmelze begonnen habe.

08.00 Uhr (Ortszeit 16.00 Uhr)
Eine Wasserstoffexplosion zerstört Dach und Wände von Fukushima 1. Dabei werden 4 Arbeiter verletzt. Der Wasserstoff ist vermutlich durch eine Teil-Kernschmelze entstanden. Der Strahlenmantel des Reaktors bleibt lt. Angaben der Behörden intakt. Der Evakuierungsradius wird daraufhin auf 20km um das Kraftwerk ausgeweitet und betrifft ca. 140.000 Menschen.

14.30 Uhr (Ortszeit 22.30 Uhr)
Tepco gibt bekannt, den Reaktor 1 mit Seewasser zur Kühlung zu fluten.

22.54 Uhr (Ortszeit 06.54 Uhr)
In Reaktor 3 fällt das Notkühlsystem aus.

Sonntag, 13.03.2011

00.20 Uhr (Ortszeit 08.20 Uhr)
Beim Ablassen von Dampf zur Druckverminderung in Reaktor 3 kommt es zu erhöhter Radioaktivität, welche lt. dem Betreiber nicht die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen soll.

Montag, 14.03.2011

03.16 Uhr (Ortszeit 11.16 Uhr)
Im Block 3 von Fukushima I kommt es ebenfalls zu einer Wasserstoffexplosion, welche Dach und Wände stark beschädigt. Hierbei werden 11 Arbeiter verletzt. Der Strahlenmantel des Reaktors bleibt nach Angaben des Betreibers intakt.

07.20 Uhr (Ortszeit 15.20 Uhr)
Auch in Block 2 fällt die Kühlung aus.

13.55 Uhr (Ortszeit 21.55 Uhr)
Der Regierungssprecher Yukio Edano sagt in einer Pressekonferenz, dass in 3 Reaktoren von Fukushima I eine Kernschmelze droht. Im Bereich um das AKW wird eine erhöhte Radioaktivität gemessen.

23.55 Uhr (Ortszeit 07.55 Uhr)
Nach Angaben des Regierungssprechers Yukio Edano soll der Strahlenmantel von Reaktor 2 beschädigt sein, so dass hier Radioaktivität austritt. Am Abend sind im Bereich des Haupttors von Fukushima I 3100 Microsievert gemessen worden.

Dienstag, 14.03.2011

00.05 Uhr (Ortszeit 08.05 Uhr)
Im Block 2 von Fukushima I kommt es zu einer Explosion.

11.11 Uhr (Ortszeit 03.11 Uhr)
Nach einer Explosion bricht im Reaktor 4 ein Feuer aus, welches aber gelöscht werden kann. Reaktor 4 selbst ist zwar abgeschaltet, allerding lagern hier benutzte Brennelemente, welche ebenfalls ständig gekühlt werden müssen. Offensichtlich gibt es auch hier Probleme mit der Kühlung. Japans Regierungschef fordert die Bevölkerung auf, im Umkreis zwischen 20-30 km um das AKW Fukushima I in den Häusern zu bleiben und Türen/Fenster geschlossen zu halten.

10.10 Uhr (Ortszeit 18.10 Uhr)
Nach Angaben der Betreiberfirma sind alle Arbeiter bis auf 50 aus dem AKW Fukushima abgezogen worden.

11.19 Uhr (Ortszeit 03.19 Uhr)
Erstmals warnt die japanische Regierung von einer Gesundheitsgefährdung durch austretende Radioaktivität. Neben stark angestiegener Strahlung um Fukushima I seien auch in Tokio leicht erhöhte Strahlenwerte gemessen worden.

22.52 Uhr (Ortszeit 06.52 Uhr)
Erneut bricht ein Feuer im Block 4 aus.

Mittwoch, 16.03.2011

03.42 Uhr (Ortszeit 11.42 Uhr)
Mit ca. 1000 Millisievert erreicht die Strahlung in Fukushima I neue Höchstmarken. Zum Vergleich, 1 Millisievert ist die Menge, die ein Mensch in Deutschland verteilt über ein ganzes Jahr aufnehmen darf. Glücklicherweise werden die radioaktiven Stoffe vom Wind aufs offene Meer hinaus geweht.

03.50 Uhr (Ortszeit 11.50 Uhr)
Wegen zu hoher Strahlenbelastung brechen die verbliebenen Technikerdie Arbeiten im Reaktor 3 ab. Reaktor 3 gilt als der gefährlichste der 4 betroffenen Blöcke, da dieser mit Plutonium betrieben wird.

09.31 Uhr (Ortszeit 17.31 Uhr)
Militärhubschrauber beginnen Wasser über Reaktor 3 abzuwerfen. Man hofft dadurch die Kühlung zu verbessern. Um 10.18 Uhr wird auf Grund der Radioaktivität der Einsatz wieder unterbrochen.

17.17 Uhr (Ortszeit 01.17 Uhr)
Wie die Betreiberfirma vermeldet, liegen die Wassertemperaturen in den Blöcken 5 und 6 beim doppelten der Normalwerte. Es werde der Einsatz alternativer Kühlmaßnahmen erwogen.

Donnerstag, 17.03.2011

02.01 Uhr (Ortszeit 08.01 Uhr)
Erneut werfen Hubschrauber über Block 3 Wasser ab.

03.01 Uhr (Ortszeit 09.01 Uhr)
Wasserwerfer gehen in Stellung und nehmen im Laufe des Vormittags die Arbeit auf.

11.43 Uhr (Ortszeit 19.43 Uhr)
Auf Grund hoher Radioaktivität wird die Kühlung mittels Wasserwerfer vorübergehend eingestellt. 12.15 Uhr werden die Kühlungsversuche am Reaktor 3 wieder aufgenommen.

14.09 Uhr (Ortszeit 22.09 Uhr)
Die Kühlungsversuche mittels Wasserwerfer werden wieder eingestellt. Insgesamt 5 Wasserwerfer des japanischen Militärs haben Wasser auf Reaktor 4 gespritzt. Da Wasserdampf aufgestiegen sei, müsste folglich das Becken mit Brennstäben getroffen worden sein, so der Betreiber Tepco.

Freitag, 18.03.2011

04.00 Uhr (Ortszeit 12.00 Uhr)
Aus Tokio treffen über 100 Feuerwehrleute in der südlich vom havarierten AKD gelegenen Stadt Iwaki ein.

06.07 Uhr (Ortszeit 14.07 Uhr)
Soldaten und Feuerwehrleute beginnen wieder mit der Kühlung von Reaktor 3 mittels Wasserwerfer.

21.12 Uhr (Ortszeit 05.13 Uhr)
Der massive Einsatz von Wasserwerfern hat im Block 3 offensichtlich einen Erfolg gehabt. Derzeit sinkt der Druck in der Reaktorkammer etwas, wie die japanische Atomsicherheitsbehörde (NISA) mitteilt. In den Reaktoren 1 und 2 hingegen gibt es leicht steigende Werte.

22.30 Uhr (Ortszeit 06.30 Uhr)
Die Wasserwerfereinsätze am Block 3 werden wieder eingestellt.

Samstag, 19.03.2011

05.15 Uhr (Ortszeit 13.15 Uhr)
Wie bekanntgegeben wurde, sind die Temperatur im Abklingbecken von Block 5. Zuvor war die Kühlung über ein Dieselgenerator wieder in Betrieb genommen worden.

09.48 Uhr (Ortszeit 17.48 Uhr)
Um Wasserstoffansammlungen und damit mögliche Explosionen zu verhindern wurden Löcher in die Dächer von Block 5 und 6 gebohrt, so dass bei einem Austreten von Wasserstoff dieser in die Atmosphäre entweichen kann.

10.11 Uhr (Ortszeit 18.11 Uhr)
Reaktor 2 wird mit einem neu verlegten Stromkabel verbunden. In wie weit damit die Kühlsysteme wieder in Betrieb genommen werden können, ist zur Stunde noch unklar. Voraussichtlich erfolgt die Einspeisung erst am Sonntag.

Sonntag, 20.03.2011

01.30 Uhr (Ortszeit 09.30 Uhr)
Auch Block 4 wird nun mittels Wasserwerfer gekühlt.

02.01 Uhr (Ortszeit 10.01 Uhr)
Die Kühlwassertemperaturen in Block 5 und Block 6 sind fast wieder normal.

04.45 Uhr (Ortszeit 12.45 Uhr)
Die Strahlung am Rand der Anlage von Fukushima I ist nach Angaben des Rundfunksenders NHK um ca. 25% auf 2625 Millisievert pro Stunde zurückgegangen.

09.48 Uhr (Ortszeit 17.48 Uhr)
Reaktor 2 ist wieder ans Stromnetz angeschlossen. Ob die Kühlpumpen wieder in Betrieb genommen werden können, ist noch unklar.

10.49 Uhr (Ortszeit 18.49 Uhr)
Erneut kommen Wasserwerfer am Reaktor 4 zum Einsatz.

13.04 Uhr (Ortszeit 21.04 Uhr)
Reaktor 5 und 6 werden als stabil gemeldet. Nach Meldung der Behörden konnte die Kühlung in beiden Reaktoren wieder in Gang gesetzt werden.

14.11 Uhr (Ortszeit 22.11 Uhr)
Reaktor 3 wird wieder mit Wasser aus Wasserwerfern gekühlt.

Montag, 21.03.2011

09.32 Uhr (Ortszeit 17.32 Uhr)
Nachdem wieder Rauch aus Reaktor 3 aufstieg, wurden die Arbeiter in diesem Bereich vorsichtshalber evakuiert.

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